reden vor Publikum

VIP Rhetorik in Unterhaching

Vom 04.04. bis 05.04.2014 fand das 10. Rhetorik-Event der Superlative von Matthias Pöhm in Unterhaching statt. 2010 war ich als Teilnehmer dabei, einer der zwölf auf der Bühne. Diesmal aus Sicht eines Zuschauers.

Zum Setting: Das Rhetorikseminar findet in der Nähe von München statt. Durch Autobahnen gut erreichbar und in direkter Nähe zu einer Ausfahrt befindet sich das Holiday Inn, in welchem regelmäßig dieses Seminar stattfindet. Man betritt das Hotel durch eine Rondelltür, landet in einer Eingangshalle zu deren linken sich die Rezeption befindet. Am Ende der Halle gehen links und rechts Flure ab. Dem rechten folgend gelangt in einen der Speisesäle. Diesen durchquert man und gelangt nach einer kleinen Linkskurve in einen Gang, der sich zu einem großen Vorraum der Seminarsäle erstreckt.

Die Räume

Auf der rechten Seite finden sich drei Räume; der erste ist der „blaue Raum“, der U-förmig angeordnete Tische bereithält und über eine gute Energie verfügt. In diesem lässt sich mit dem Zwischenraum in der Mitte spielen, auf die Teilnehmer zugehen und ist eine in Seminarsituationen häufig anzutreffende Form der Bestuhlung.

Der zweite Raum ist der „orangene Raum“, der wie ein Konzert angeordnet ist, mit weiten Flügeln. Hier befindet sich der Redner an einer Wand des Raumes und hat nur wenig Abstand zum Publikum. Die Tische sind hier über den ganzen Raum gestreckt. Dieser Raum wird gerne als der schwierigste angesehen, da er es nicht einfach macht, alle Zuhörer mit Blick und Stimme zu erreichen. Er ist fordernd und ein guter Redner muss hier die extremen Enden (d.h. ganz links und ganz rechts außen) mit abdecken, d.h. sein Publikum ist 180° um ihn herum verteilt. Als Teilnehmer in 2010 war dies mein Lieblingsraum.

Der dritte Raum auf der rechten Seite ist der VIP-Raum, der für die Trainer und Teilnehmer zur Vorbereitung, Kennenlernen und Mittagessen reserviert ist.

Linkerhand finden sich nur zwei Räume: der „grüne Raum“, in dem die Tische wie in der Schule angeordnet sind. Mehrere Reihen hintereinander und ein Gang, der zwischen den Tischen nach vorne führt. Zuletzt der große Seminarraum, der Platz bietet für die 150 angereisten Zuschauer, um der Verwandlung der Teilnehmer beizuwohnen und durch die echte Umgebung Druck auf die Teilnehmer auszuüben. Dieser Raum ist unterteilt in vier Blöcke von Stühlen, vor jedem Block ein Podest. In Blickrichtung vorne die Großbühne, auf der Matthias Pöhm zunächst für jede Technik die Erklärung und Demonstration geben wird, bevor die Teilnehmer auf derselben Großbühne, den Podesten oder in den drei anderen Räumen ihre Erkenntnisse und Fähigkeiten proben können.

Im Vorraum findet sich noch der Büchertisch mit Werken der verschiedenen Trainer zu Sonderpreisen. Gleichzeitig kann hier eine Seminaranmeldung als Teilnehmer oder Zuschauer zum nächsten Rhetorik-Event der Superlative oder einem der anderen Seminare stattfinden (zum Sonderpreis, der nur während der beiden Seminartage gilt).

Es gibt einen kostenlosen Großparkplatz, nur 2 Gehminuten vom Hotel entfernt und gleich in derselben Straße noch ein günstigeres (aber dafür etwas weniger komfortables) Hotel, sowie einen ThaiFood Schnellimbiß und einen McDonalds.

Das Seminar

Das Seminar startet am Freitag um 08.30 Uhr mit dem Einlauf der Teilnehmer. Matthias Pöhm betritt die Bühne und startet mit den Worten

Ich bin Rhetoriktrainer.

Was folgt ist eine Achterbahn der Methoden und Techniken. Matthias Pöhm startet mit einer Einführung in die Wirksprache, indem er uns auf einen sprachlichen Krimi mitnimmt und das Publikum an seinen Lippen kleben bleibt. Wirkung setzt ein, das Publikum ist begeistert. Jetzt sind die Teilnehmer dran. Während wir uns auf die Räume verteilen (anhand der farbigen Namensschilder, die wir gewählt haben), dürfen die Teilnehmer sich 10 Minuten lang ein Thema für ihr Beispiel der Wirksprache überlegen.

Dann, wir sitzen im Raum. Die Tür geht auf. Herein kommt der Trainer Oliver Alexander Kellner mit seinen vier Coachees. Oliver ist ein Mann, der Zauberei als wirkungsvolle Techniken in seinen Seminaren, Vorträgen und Trainings (für viele, weit bekannte Unternehmen) einsetzt. Der Business-Zauberer Oliver Kellner verbessert Wirkung durch Magie.

Nun stellt er uns kurz den Ablauf vor, die Feedbackmöglichkeiten mittels kleiner Zettel für die jeweiligen Teilnehmer und hilft dem ersten Teilnehmer mit dem Anlegen des Mikrofons. Der Teilnehmer beginnt. Der Reihe nach sind alle vier dran und setzen das selbst erst vor wenigen Minuten erlebte für uns praktisch um. Schon jetzt sieht man das unterschiedliche Niveau der Teilnehmer. Der eine ist noch sehr nervös, dem anderen merkt man an, dass er wirklich will und sich überwinden muss, vor uns als Gruppe zu sprechen. Ein anderer ist lockerer, ruhiger. Es wird sehr spannend zu sehen, wie sich die Teilnehmer im Laufe von nur zwei Tagen verbessern werden.

Danach geht es wieder in den großen Saal. Wir lernen, wie man von einem Pflicht-Redethema zum eigentlichen Wunschthema überleitet. Genau so, wie es die Politiker gerne machen. Aber ohne wie ein Politiker zu klingen oder zu nerven. Wir erfahren den korrekten Umgang mit Mikrofon und Headset und wie die Körperspannung während der Rede aufrecht erhalten werden kann. Ebenso, wie und wo man stehen sollte und wie man das Publikum abholt, bevor man mit dem Vortrag beginnt. Der nächste große Part ist die Jubiläumsrede. Wie hält man am einfachsten und wirkungsvollsten eine Laudatio. Hier geht es für die Zuschauer in eine Pause, während die Teilnehmer abermals ihre Rede vorbereiten können.

Wieder in unserem kleinen Übungsraum kommen diesmal der Reihe nach alle drei Co-Trainer mit einem Schützling herein, es ist eine sogenannte Durchlaufrunde. Hier wird die selbe Rede vom selben Teilnehmer in allen drei Räumen nacheinander gehalten, um mit den verschiedenen Situationen konfrontiert zu werden, die die unterschiedlichen Räume mit sich bringen. Zwischen den Räumen kann kurz das Feedback und die Verbesserungen aus dem vorigen Raum aufgegriffen werden und der Teilnehmer merkt während des Seminars (und später auf der DVD mit allen seinen Vorträgen), wie er von Raum zu Raum besser geworden ist.

Zunächst kommt Claudia Huber in den Raum. Eine Frau, die durch eine energiereiche Art auffällt und durch viel (schweizer) Humor. Sie macht die Vorträge mit sehr viel Spaß, streut witzige Bemerkungen ein und coacht auf ganz vorzüglich Weise. Mit ihrem ersten Teilnehmer macht sie die Runde, kümmert sich fürsorglich um ihn und hat ein Auge auf die Flipchart und wie die Wirkung ihrer Teilnehmer durch das strategische Umstellen des Raumes erhöht werden kann.

Als dritter Trainer kommt ein Mann, dessen sympathische Ausstrahlung aus jeder Pore tropft. Ein Mann, der uns das jubeln beibringt, damit wir die Teilnehmer vor und nach jeder Rede ordentlichen unterstützen können, da diese während dieser zwei schwierigen Tage natürlich entsprechenden Zuspruch brauchen, um immer wieder am Ball zu bleiben, immer weiter zu gehen. Dieser Trainer ist Sven Sander. Ein Mann, der einfach glücklich zu sein scheint und mit viel Professionalität arbeitet. Auch er führt seine Teilnehmer sehr zielgerichtet durch die einzelnen Stationen.

Das Tun aller Trainer ist für die Teilnehmer und uns Zuschauer ein Genuß. Alle drei Co-Trainer verstehen es, jeder auf seine Art, die Teilnehmer genau zu packen, wie es zu ihnen passt und sie während der zwei Tage immer weiter zu führen.

Die Techniken

Wieder zurück im großen Raum lernen wir über den Kurs der beiden Tage noch folgende Techniken kennen:

  • die wirkliche rhetorische Wirkfrage
  • Einsatz und Wirkung der Anaphora
  • wie man das Publikum aktiv werden lässt
  • wie man Folien und PowerPoint benutzen kann, wenn es sein muss – und wie man darauf verichtet
  • Wirkungsmaximierung am Flipchart
  • wie mit Vergleichszahlen jedes Anliegen verkauft wird
  • die Zeitlupentechnik, die Irreführung und die befreiende Erlösung
  • Umgang mit Unterbrechungen und Störungen
  • wie Zuhörer von einem Anliegen überzeugt werden können
  • Meinungsführer werden
  • diffuse Aussagen konkret machen
  • einen Vorteil in Geld umrechnen und Leistungen verkaufen
  • Bildhafte Vergleiche
  • Die Formel, wie spontan zu jedem Thema eine Rede gehalten werden kann (VGZ)
  • Spannungsaufbau durch anonymes Reden
  • Demonstrationen (Video am Anfang dieses Artikels)
  • und viele weitere kleinere Parts mehr

Besonders schön war der Abend des ersten Tages, als die Teilnehmer ihre letzte Rede des ersten Seminartages halten durften. Hierbei gab es zwei Besonderheiten: 1. wurde hier ausnahmsweise ein Thema aus einem Pool besonders kontroverser Themen vorgegeben und 2. wurde das Publikum auf ganz besondere Art und Weise aktiviert.

Diese besondere Rede zum Abschluss des ersten Tages haben die Teilnehmer, zumindest in unserem Raum, bravourös gemeistert! Es war ein riesenhaftes Gelächter im Raum, während Teilnehmer und Zuschauer zusammenwirkten und einen fabelhaften Abschluss des ersten Tages gegen 22:00 Uhr herbeiführten.

Anschließend konnte sich an der Bar entspannt werden, was zu vielen interessanten und lukrativen Kontakten führte. Die Teilnehmer verzogen sich allerdings alle dankbar und müde ins Bett, um für den nächsten Morgen ab 8:00 Uhr wieder gerüstet zu sein.

Am nächsten Tag ging es dann wieder weiter wie schon am ersten Tag. Jedoch mit dem Unterschied, dass die Teilnehmer bereits merklich besser waren. Aber auch die Zuschauer haben das ein oder andere übernommen und sich verbessert.

Das Highlight und der Abschluss dieses Tages war dann ab ca. 17:00 Uhr die Abschlussrede jedes einzelnen Teilnehmers bei ansonsten völliger Dunkelheit im Scheinwerfergegenlicht. Die Abschlussreden reichten von hilfreichen Tipps und Lebensweisheiten über witzige Geschichten hin zu persönlichen Missionen. Hier konnten die Teilnehmer sich abschließend noch einmal im positiven Licht präsentieren (hier kann man aber auch ein gutes Bild durch Übereifer dämpfen) und einen würdigen Abschluss der beiden Tage herbeiführen.

Insgesamt war das Rhetorik-Event der Superlative ein wirklich schönes Spektakel, bei dem die Teilnehmer merklich gewachsen sind und auch die Zuschauer viel an Wissen mitgenommen haben. Es lohnt sich, dabei zu sein. Als Zuschauer – besonders aber als Teilnehmer. Vielleicht bis zum nächsten Jahr?!

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